Europäische Meteorologie bereitet neues Satellitenzeitalter vor
Neue Generation meteorologischer Satellitensysteme wird Ende des Jahres eingeführt
Über 200 Expertinnen und Experten aus Meteorologie und Klimaforschung versammeln sich ab heute im hessischen Darmstadt, um den Aufbruch in ein neues Zeitalter der Satellitenmeteorologie in Europa einzuläuten.
Last Updated
05 November 2024
Published on
31 May 2022
Ende dieses Jahres startet EUMETSAT, Europas Agentur für meteorologische Satelliten, die Einführung einer neuen Generation von Wetter- und Klimaüberwachungssystemen, von der ein Qualitätssprung bei der Vorhersagegenauigkeit erwartet wird.
„Unsere 30 Mitgliedstaaten investieren in den nächsten zehn Jahren über sechs Milliarden Euro in die neue Generation unserer geostationären und polarumlaufenden Satellitenflotten“, berichtete heute Phil Evans, Generaldirektor von EUMETSAT.
„Als Rendite dieser Investition werden die Bürgerinnen und Bürger unserer Mitgliedstaaten früher vor Extremwetterereignissen wie Stürmen und Hochwasser gewarnt und erhalten genauere Wettervorhersagen.
Die Kosten-Nutzen-Relation allein der zweiten Generation unseres EUMETSAT Polar Systems wird voraussichtlich 20 zu eins noch übertreffen.
Mit dem Klimawandel werden Extremwetterereignisse noch häufiger auftreten. Da viele unserer Wirtschaftsbereiche vom Wetter abhängig sind, kommen unsere Investitionen in neue Technologien im Weltraum und auf der Erde nicht nur zur rechten Zeit, sondern sind auch von zentraler Bedeutung für die Gesellschaft.“
Bei dem Treffen in Darmstadt werden die Forscherinnen und Forscher aus Meteorologie und weiteren Bereichen die Vorbereitungen für die Nutzung der Daten der neuen Satellitensysteme – Meteosat Third Generation (MTG) und EUMETSAT Polar System - Second Generation – (EPS-SG) besprechen.
Laut Phil Evans wird diese Veranstaltung die Forschung und Entwicklung in Bezug auf innovative Nutzungsmöglichkeiten der Systemdaten beflügeln.
Beide Systeme werden eine deutlich größere Menge Daten in höherer Auflösung für Wettervorhersagemodelle liefern.
EUMETSAT hat gemeinsam mit den nationalen Wetterdiensten der Mitgliedstaaten Vorbereitungen getroffen, um die bestmögliche Nutzung der Daten sicherzustellen, sobald sie zur Verfügung stehen.
Der erste MTG-Satellit soll Ende dieses Jahres starten, der erste Satellit des EPS-SG-Systems im Jahr 2024.
„Die Bedeutung dieser neuen Systeme für unsere Gemeinschaften kann gar nicht überschätzt werden“, erläutert Phil Evans.
„Das MTG-System, zentrales Werkzeug der Kurzfristvorhersage von Extremwetterereignissen, wird buchstäblich Leben retten. Das EPS-SG-System ermöglicht genauere Wettervorhersagen im Bereich von einem bis zu zehn Tagen im Voraus.
Kurz gesagt, diese Systeme leiten ein neues Zeitalter der Satellitenmeteorologie ein. Unsere Aufgabe bei EUMETSAT ist es, gemeinsam mit den Mitgliedstaaten dafür zu sorgen, dass wir den größtmöglichen Nutzen aus ihnen gewinnen und ihre positiven Effekte auf die Wirtschaft maximieren können.“
Nach vollständiger Einrichtung wird die MTG-Konstellation drei Satelliten – zwei Imager und einen Sounder – in geostationärer Umlaufbahn in 36.000 km Höhe über der Erde umfassen.
Das System ermöglicht die Erkennung und Überwachung des gesamten Lebenszyklus von Stürmen, von der anfänglichen Instabilität in der Atmosphäre noch vor der eigentlichen Wolkenbildung bis hin zur Aufzeichnung von Blitzeinschlägen.
Alle 2½ Minuten werden Bilder von Europa erstellt, alle 10 Minuten von Europa und Afrika.
Das Blitz-Imager-Instrument wird Bilder der Blitze über Europa und Afrika, zwischen den Wolken sowie von den Wolken bis zum Boden liefern.
Das Infrarot-Sounder-Instrument wird Instabilität in der Atmosphäre erkennen, noch bevor sich Wolken gebildet haben.
Die Sentinel-4-Sondierungsmission von Copernicus wird die Luftqualität über Europa beobachten.
Die EPS-SG-Konstellation wird zwei Typen erdnaher Metop-Satelliten der zweiten Generation umfassen.
Diese Satelliten werden neue, bessere Daten für komplexe Computermodelle des Wetters liefern.
Zur Nutzlast der Satelliten gehört die nächste Generation der bereits an Bord der Metop-Satelliten von EUMETSAT befindlichen Instrumente sowie drei neue Instrumente, von denen zwei ihre Weltpremiere feiern.
Das Sentinel-5-Instrument von Copernicus auf dem Metop-SG-A-Satelliten wird gemeinsam mit anderen Instrumenten Spurengase messen und zur Überwachung der globalen Luftqualität beitragen.
Die EPS-SG-Daten sollen in vielfältige Anwendungen wie Hydrologie, Ozeanografie, Landwirtschaft, Klimabeobachtung und sogar die Weltraum-Wetterüberwachung einfließen.