Erste Daten des Lightning Imager kommen rechtzeitig zur Gewittersaison
Vorbetriebliche Daten des ersten satellitengestützten Blitzmesssystems in Europa werden heute veröffentlicht, gerade rechtzeitig zum Beginn der Sommergewitter
Meteorologen aus ganz Europa und darüber hinaus haben heute rechtzeitig zur Sommergewittersaison mit dem Empfang von vorbetrieblichen Daten des ersten satellitengestützten Blitzmesssystems in Europa begonnen.
Last Updated
05 November 2024
Published on
08 July 2024
Die europäische Agentur für die Nutzung meteorologischer Satelliten, EUMETSAT, hat mit der Veröffentlichung von Daten des Instruments auf dem Satelliten MTG-I1 (Meteosat Third Generation – Imager 1) begonnen, der Ende 2022 ins All befördert worden war.
„Meteorologen aus Europa und Afrika haben damit zum ersten Mal Zugriff auf Daten dieser Art. Wir gehen davon aus, dass sie ihnen helfen werden, die Entstehung, den Verlauf und die Schwere der Gewitteraktivität zu überwachen und vorherzusagen“, sagte Phil Evans, Generaldirektor von EUMETSAT.
„Dies sind entscheidende Informationen, um Menschen in ihren Gemeinden und wichtige Branchen wie beispielsweise die Luftfahrt bei Unwetterereignissen zu schützen.
„Vor schweren Gewittern gibt es häufig abrupte Veränderungen der elektrischen Aktivität in der Atmosphäre. „Durch Beobachtung dieser veränderten Aktivität ermöglicht der Lightning Imager den Meteorologen genauere Vorhersagen schwerer Gewitter.
Der Lightning Imager auf dem MTG-I1 ist mit vier Kameras ausgestattet, deren Sichtfeld Europa, Afrika, den Nahen Osten und Teile von Südamerika und den größten Teil des Atlantiks erfasst.
Die Kameras beobachten ständig die Blitzaktivität aus dem Weltraum und können 1.000 Bilder pro Sekunde aufzeichnen. Damit kann sogar ein einzelner Blitz erkannt werden, der mit dem bloßen Auge kaum wahrnehmbar ist.
EUMETSAT hat mit der Weitergabe der Daten an die Wetterdienste seiner Mitgliedsstaaten und weitere Nutzer begonnen. EUMETSAT stellt die Daten aber auch Wetterdiensten in Afrika und in anderen Regionen zur Verfügung, in denen die Kapazitäten zur Blitzerkennung durch Beobachtungsmöglichkeiten am Boden begrenzt sind.
Die Weitergabe erfolgt derzeit im Rahmen der Vorbereitung auf die offizielle Inbetriebnahme. Das bedeutet, dass die Daten zwar in gleicher Qualität vorliegen wie für den operativen Einsatz, dass es jedoch zu Unterbrechungen für Tests oder Software-Upgrades kommen könnte.
„Im Sommer entstehen in Europa häufig Gewitter“, sagte Evans. „Deshalb ist das ein günstiger Zeitpunkt, Meteorologen die Daten des Lightning Imager zur Verfügung zu stellen.“
„Die Rückmeldungen, die wir dazu erhalten, unterstützen uns bei der Validierung der Daten in der zweiten Jahreshälfte, wenn wir zum operativen Einsatz wechseln. Wir gehen davon aus, dass die Umschaltung auf den operativen Einsatz nahtlos und ohne Unterbrechung für die Nutzer vonstatten gehen wird.“
Damit die Anwender alle Vorteile aus den Daten des Lightning Imager optimal nutzen können, wird EUMETSAT dazu Schulungen anbieten. Weitere Informationen sind unter https://user.eumetsat.int/dashboard zu finden.
Diese Animation zeigt die Entwicklung und Bewegung von Gewittern über Europa. Die aktivste Gewitterregion befindet sich im Norden Italiens, wo sich tagsüber und nachts Gewitter entwickeln. Viele lokale Nachmittagsgewitter entwickeln sich im südöstlichen und östlichen Teil Europas, wobei die stärkste Aktivität entlang der Ostküste der Adria zu verzeichnen ist. Ein bemerkenswerter Ausbruch von Gewittern in den hohen Breiten ist in Finnland zu beobachten. Diese Animation wurde mit den Daten der Accumulated Flash Area (AFA) des MTG-I1 Lightning Imager für 24 Stunden von 00:00 UTC bis 23:59 UTC am 24. Juni 2024 erstellt. Die Daten sind nicht für den operationellen Gebrauch bestimmt.
Diese Animation zeigt das volle Sichtfeld des MTG-I1 Lightning Imager und deckt etwa 84 % der sichtbaren Erdscheibe ab. Die meiste Blitzaktivität findet in der intertropischen Konvergenzzone (Intertropical Convergence Zone, ITCZ) statt, die während des Sommers auf der Nordhalbkugel nördlich des Äquators liegt. Hier ist die Bildung und nach Westen gerichteten Bewegung großer, langanhaltender Gewittercluster, sogenannter mesoskaliger konvektiver Systeme, zu erkennen. Dies unterscheidet sich von der nach Osten gerichteten Bewegung von Gewittern in mittleren Breiten, die in Europa und im südlichen Teil des Atlantiks zu beobachten ist. Das Video zeigt sehr schön, dass der Lightning Imager sowohl Blitze auf hohen Breitengraden in Nordosteuropa als auch Gewitter sehr nahe am Rand seines Sichtfeld in Südamerika erkennen kann. Diese Animation wurde aus den über 24 Stunden erfassten AFA-Daten (Accumulated Flash Area) des MTG-I1 Lightning Imager erstellt, und zwar von 00:00 UTC bis 23:59 UTC am 24. Juni 2024. Die Daten sind nicht zur Verwendung im operativen Einsatz bestimmt.
Die intertropische Konvergenzzone ist durch eine ständige Blitzaktivität gekennzeichnet. Während des Sommers auf der Nordhalbkugel findet die Aktivität größtenteils nördlich des Äquators statt. Am Beginn der Animation sind mesoskalige konvektive Systeme zu sehen. Diese langanhaltenden Gewittercluster können auf eine Größe von mehr als 1.000 km anwachsen. Die intensivste Konvektions- und Blitzaktivität tritt entlang der vorderen Flanke solcher Wolkensysteme auf. Das Produkt Lightning Imager Accumulated Flash Area hebt diese Gebiete hervor. Die Auflösung ist so hoch, dass einzelne Gewitterzellen mit der höchsten Blitzaktivität dargestellt werden können. Später am Nachmittag entwickeln sich über der von der Sonne aufgeheizten Oberfläche viele neue Gewitter. Einige kleinere, lokal begrenzte Gewitter klingen nach Sonnenuntergang schnell ab, während andere zu neuen mesoskaligen konvektiven Systemen verschmelzen und die ganze Nacht über aktiv bleiben. Diese Animation wurde aus den über 24 Stunden erfassten AFA-Daten (Accumulated Flash Area) des MTG-I1 Lightning Imager erstellt, und zwar von 00:00 UTC bis 23:59 UTC am 24. Juni 2024. Die Daten sind nicht zur Verwendung im operativen Einsatz bestimmt.